Die Krisis 

Die Grundlinien der diplomatischen Verhandlungen bei Kriegsausbruch 

Von 

B. W. VON BÜLOW 

(1922)

I. Die Weltlage 1914

Das Vorgehen von Deutschlands Gegnern, als sie fünf Jahre lang die These verfochten, der Weltkrieg habe Europa im tiefsten Frieden überrascht, zeugt von einem weitgehenden Verständnis für propagandistische Grundregeln und beweist den Erfolg von Kontrastwirkungen bei geschickter Darstellung. Es zeugt auch von der Gedankenlosigkeit der Menschen; denn die Behauptung, das Jahr 1914 habe eine friedlich-stille Welt vorgefunden, ist ganz falsch, wie jedermann auf Grund seiner eigenen Erinnerungen selbst feststellen kann. Die Balkankriege, die fast zu einer europäischen Konflagration geführt hatten, waren eben erst vorüber. Ihr äußerer Abschluß, der Bukarester Frieden, datiert vom 10. August 1913. Im Verlauf der durch die Balkankriege hervorgerufenen Krisis hat, wie wir heute aus den serbischen Archiven*) wissen, "eine kompetente Persönlichkeit" dem serbischen Gesandten in Paris gesagt, der europäische Krieg sei "mit gewissen moralischen Opfern für jetzt vermieden worden". Hierfür sei unter anderem der Wunsch maßgebend gewesen, "den Balkanverbündeten Gelegenheit zur Erholung, Sammlung und Vorbereitung für Eventualitäten, diel in einer nicht fernen Zukunft eintreten könnten, zu gewähren". (Bericht des serbischen Gesandten in Paris, Nr. 177, vom 9. April 1913.) Welcher Art waren diese Eventualitäten? Der russische Minister des Äußeren erklärte dem serbischen Gesandten, wie dieser am 27. März 1913 berichtet hat, "er glaube, daß wir (Serbien) Österreich-Ungarn erschüttern werden. Demgemäß sollten wir uns mit dem begnügen, was wir bekommen werden, und dies als eine Etappe betrachten; denn die Zukunft sei unser". Über diese Zukunft sagte schon der Artikel 5 der geheimen russisch-bulgarischen Militärkonvention vom Dezember 1909, "daß die Verwirklichung der hohen Ideale der slawischen Völker auf der Balkaninsel, die dem Herzen Rußlands so nahe stehen, nur nach einem günstigen Ausgang des Kampfes Rußlands mit Deutschland und Österreich-Ungarn möglich ist". Unablässig wurde gerade Serbien auf den bevorstehenden Entscheidungskampf hingewiesen. Der russische und der französische Gesandte in Bukarest rieten Serbien, seine Kräfte zu sammeln,

*) Anlage VI der vorbenannten Denkschrift vom 27. Mai 1919.

"um möglichst vorbereitet die gewichtigen Ereignisse zu erwarten, die unter den Großmächten eintreten müssen".. (Telegramm des serbischen Gesandten in Bukarest vom 26. November 1912.) Dem russischen Gesandten in Belgrad, Hartwig, schrieb Sasonow am 6. Mai 1913: "Serbien hat erst das erste Stadium seines historischen Weges durchlaufen. Zur Erreichung seines... Zieles muß es noch einen furchtbaren Kampf aushalten, bei dem seine ganze Existenz in Frage gestellt ist. Serbiens verheißenes Land liegt im Gebiet des heutigen Österreich-Ungarn." Es möge sich "in zäher und geduldiger Arbeit mit dem erforderlichen Grad der Bereitschaft für den in Zukunft unausweichlichen Kampf versetzen". Eine Woche darauf äußerte er sich im gleichen Sinne zum serbischen Gesandten in Petersburg (dessen Telegramm vom 12. Mai 1913): "Wiederum sagte Sasonow, daß wir (Serben) für die zukünftige Zeit arbeiten müssen, wenn wir viel Land von Österreich-Ungarn bekommen werden."
Bereits im Jahre 1911 hat der französische Botschafter in London, Paul Cambon, dem damaligen serbischen Geschäftsträger erklärt, der europäische Krieg sei nur um drei bis vier Jahre aufgeschoben worden, denn Frankreich und seine Verbündeten seien der Ansicht, daß der Krieg, selbst um den Preis größerer Opfer, auf einen entfernteren Zeitraum, "d. h. auf 1914 bis 1915", verschoben werden müsse (Bericht des serbischen Geschäftsträgers in London, Nr. 144, vom 21. September 1911). Lord Fisher, der Schöpfer der englischen Kriegsflotte, der den Krieg mit Deutschland von jeher anstrebte, 1907 und 1908 sogar darauf drängte, die deutsche Flotte nach dem Muster der dänischen (Kopenhagen 1807) zu überfallen, hat nach seinen eigenen Angaben (Memories, S. 64) bereits 1905 in einer Denkschrift den Krieg gegen Deutschland für August 1914 vorausgesagt. Mit Voraussagen aus Feindbundsländern über einen nahen Krieg und seinen Ausbruch im Jahre 1914 ließe sich ein stattlicher Band füllen.
So sah der Frieden Europas aus. Entsprechend hat das Unheilsjahr begonnen. Am 7. Januar 1914 unterbreitete Sasonow dem Zaren ein Memorandum, in dem er vorschlug, die Türkei gewaltsam, nämlich durch eine "ernste militärische Aktion und die Besetzung türkischer Häfen", an der Reorganisation ihrer Armee mit Hilfe der deutschen Militärmission zu hindern. Dabei rechnete er darauf, daß Deutschland der Türkei aktiv beistehen werde. Er wollte einen Ministerrat einberufen, "der darüber zu beraten haben würde, ob Rußland für die Eventualität militärischer Aktionen bereit sei, unter der Voraussetzung, daß es von Frankreich mit allen Kräften unterstützt werde, und auch England ihm tatkräftig beistehe". (Denkschrift vom 27. Mai 1919, Anlage IX.) Die Regierung in Paris hatte ihre Unterstützung bereits zugesagt. Poincare gab dem
russischen Botschafter zu verstehen, Frankreich sei entschlossen, "sich unter den obwaltenden Verhältnissen nicht den Verpflichtungen zu entziehen, die ihm das Bündnis mit Rußland auferlege". (Telegramm Iswolskis vom 5. Januar 1914, Nr. 617.)*) Delcasse versicherte im Auftrage seiner Regierung dem russischen Minister des Äußeren, Frankreich werde so weit gehen, wie Rußland es wünsche. Sasonow teilte dementsprechend auf dem Ministerrate vom 13. Januar 1914 mit, die russische Regierung könne "auf eine tatkräftige Unterstützung Frankreichs bis aufs Äußerste rechnen". Bei der gleichen Gelegenheit erklärten der Kriegsminister und der Chef des Generalstabes "kategorisch die volle Bereitschaft Rußlands zum Zweikampf mit Deutschland, von einem Zweikampf mit Österreich schon gar nicht zu reden". Der Ministerpräsident und der Minister des Äußeren waren jedoch der Ansicht, daß der Krieg mit Deutschland "im Prinzip unerwünscht" und für Rußland gefährlich sei. Dementsprechend wurde beschlossen, eine friedliche Lösung zu suchen. (Pokrowski, Drei Konferenzen, S. 32 ff.) Aber selbst der Zar, dessen Friedensliebe nicht bestritten wird, erklärte am 29. Januar dem französischen Botschafter Delcasse, wie dieser berichtet: "Die Anstrengungen Deutschlands, sich in der Türkei auszubreiten und festzusetzen, werden vielleicht zu einem unvermeidlichen Zusammenstoß zwischen den deutschen Bestrebungen und den russischen Interessen führen". (Bericht an den französischen Senat - 704/1919 - S. 69.)**)

Wie wenig die friedliche deutsche Wirtschaftspolitik im Orient in einem Atem mit dem russischen Imperialismus und seinem überlieferten Expansionsdrang genannt zu werden verdient, hat Helfferich, einer der besten Kenner der deutschen Bestrebungen, auseinandergesetzt in "Die Deutsche Türkenpolitik" (Berlin 1921).

Am 12. Januar wurde Paleologue zum französischen Botschafter in Petersburg ernannt. Ehe er seinen Posten antrat, setzte er dem Minister des Äußeren, Doumergue, und dem Präsidenten der Republik, Poincare, eindringlich auseinander, daß der Weltkrieg nahe bevorstehe***). Er war bislang Direktor der politischen Abteilung des Ministeriums des Äußeren. Seine Meinung trug demnach Gewicht. In ihrer Sitzung vom 14. Januar 1914 beschloß die Stadtverwaltung von Paris, mit Hilfe namhafter Aufwendungen ,Hn" die sie sich mit den Militärbehörden geteilt hat, die Mehlvorräte von Paris so weit zu erhöhen, daß die Stadt während der Verkehrssperre einer

*) v. Siebert, Diplomatische Aktenstücke zur Geschichte der Ententepolitik der Vorkriegsjahre (Berlin 1921), S. 668.
**) Rapport de la coinmission d'enquete sur les fatts de la guerre. Premier volunic. No. 704. Senat. Armee 1919. Memoires de M. M. Emile Bourgeois et Georges Pages sur les faits diplomatique» qui ont precede la guerre.
***) Maurice Paleologue, La Russie des Tsars pendant la grande guerre. Revue des deux munden, Tome 61, No. 2, 15. Januar 1921, S. 227.

Mobilmachung keinen Mangel zu leiden brauche. Der Militärgouverneur von Paris, General Michel, erklärte anläßlich dieser Beratung: "Die Zeit drängt. Dieses Jahr ist ein ganz besonderes Jahr. Wir wissen nicht, was es uns bringen wird. Wir wissen nicht, ob wir nicht die Mobilmachung im März oder April haben werden."*) Rußland bewilligte 1914, ebenfalls im Januar, 15 Millionen Rubel für die Ausrüstung der montenegrinischen Truppen mit Artillerie und Kriegsmaterial, weitere 4 Millionen für die Versorgung des montenegrinischen Heeres und eine halbe Million für russische Instrukteure (Bericht des russischen Geschäftsträgers in Cetinje vom 23. Februar 1914, Boghitschewitsch, Kriegsursachen, S. 122). Am 21. Februar fand in Petersburg ein erweiterter Ministerrat statt, in dem die Vorbereitungen einer Aktion zur Eroberung der Dardanellen beraten wurden. Es sind damals militärische Maßnahmen für diesen Zweck beschlossen worden, obwohl die Teilnehmer an jener geheimen Sitzung sich darüber klar waren, daß eine Aktion wie die geplante nur im Rahmen eines europäischen Krieges unternommen werden könne. Dem russischen Ministerium des Äußeren wurde die Aufgabe gestellt, in zielbewußter Arbeit einen günstigen politischen Boden für den geplanten Angriff vorzubereiten**). "In das Frühjahr 1914 fiel dann die Votierung großer Heeresvorlagen und schließlich die der gewaltigsten Heeresvermehrung, die jemals ein Staat vorgenommen hat, in der Duma. Auf Grund in geheimen Kommissionsberatungen gegebener Erläuterungen seitens der Ministerien des Äußeren und des Krieges bezeigte hierbei die Mehrheit der Volksvertretung eine nie dagewesene Opferwilligkeit. Welcher Art mögen also diese geheimen Mitteilungen gewesen sein!"***) Die damals genehmigte Vermehrung des russischen Friedensetats kam etwa der Gesamtstärke der österreichisch-ungarischen Friedensarmee gleich. Daß die militärischen Rüstungen gut vorschritten, wurde auch der nicht eingeweihten Öffentlichkeit in den Auslassungen des Kriegsministers Suchomlinow in der Birschewija Wjedomosti vom 12. März und vom 13. Juni mitgeteilt.
Welche Ziele der Armee vorschwebten, ist nicht verborgen geblieben. "Die japanische Militärmission, die, nachdem sie einige Zeit in Rußland gewesen war, jetzt nach Deutschland gekommen

*) Siehe "Die Deutsche Nation", III, S. 359 (Mai 1921).
**) Frankreich und England hatten von diesen Plänen anscheinend Kenntnis. Paleologue erzählt an der Hand seines Tagebuches unter dem 14. August 1914 von Besorgnissen in Paris und London, daß Rußland einen Teil seiner Truppen zum Angriff auf die Türkei zurückhalte, statt sie an seiner Westfront einzusetzen. Offenbar sind deswegen sogar Vorstellungen erhoben worden. (A. a. O., S. 537.)
***) v. Eggeling, Die russische Mobilmachung und der Kriegsausbruch (Oldenburg 1919), S. 18.

ist, ist betroffen von den deutschfeindlichen Gefühlen, von denen heute die russischen Offiziere beseelt sind". So berichtete der belgische Gesandte in Berlin am 4. April 1914: "In den Offizierkasinos haben die Japaner offen von einem nahe bevorstehenden Kriege gegen Österreich-Ungarn und Deutschland sprechen hören. Man sagte dort, die Armee sei bereit, ins Feld zu ziehen, und der Augenblick sei ebenso günstig für die Russen wie für ihre Verbündeten, die Franzosen."*)
Anfang Mai eröffnete die französische Regierung ganz unvermittelt in Bern Verhandlungen über die Versorgung der Schweiz mit Lebensmitteln im Falle eines europäischen Krieges**). Ihre Unterhändler wußten bereits anzukünden, daß gegen Deutschland die Hungerblockade verhängt werden würde. Paleologue, der zur Vorbereitung der Petersburger Reise Poincares nach Paris zurückgekehrt war, setzte am 5. Juni Briand auseinander, der Weltkrieg stehe nahe bevor. Er werde von seinem Posten zurücktreten, wenn das neue Kabinett Viviani nicht das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit unverändert einbringe. (Paleologue, a. a. O., S. 229.) Über die dreijährige Dienstzeit hat der belgische Gesandte in Paris, Guillaume, am 8. Mai 1914 berichtet: "Sie wurde von der Militärpartei leichtfertig durchgesetzt, aber das Land kann sie nicht ertragen. Innerhalb von zwei Jahren wird man auf sie verzichten oder Krieg führen müssen". (Belgische Aktenstücke 1905 - 1914, Nr. 115.) Am 18. Juni erklärte Paleologue dem neuen Ministerpräsidenten Viviani: "Ich glaube, daß der Krieg uns nahe bevorsteht, und daß wir uns auf ihn vorzubereiten haben". - "Wir .. müssen unser Bündnissystem so viel als möglich ausbauen". (Paleologue, a. a. O., S. 230.) Dies scheint die Auffassung der leitenden Staatsmänner des Dreiverbandes gewesen zu sein. Denn im Mai und Juni wurden in London Verhandlungen zwischen England und Rußland über den Abschluß einer Marine-Konvention geführt, die sich gegen Deutschland richtete***). Dies Abkommen sollte den Schlußstein der militärischen Entente bilden. Am 25. Juni schrieb der russische Außenminister an den Botschafter in London: Im jetzigen Zeitpunkte erscheint es mir notwendig, die in Aussicht genommene Marinekonvention so schnell wie möglich abzuschließen. Es ist wichtig, den Abschluß dieser Vereinbarung nicht hinauszuschieben . . .

*) Bernhard Schwertfeger, Zur Europäischen Politik, Band 4 (Alfred Doren: 1912-1914, Kriegstreibereien und Kriegsrüstungen), S. 188.
**) W. Freiherr von Schoen, Erlebtes, S. 173. Derselbe, Berliner Lokalanzeiger vom 21. 12. 1918, Nr. 646.
***) Siehe "Diplomatische Kriegsrüstungen", Dokumente zu den englisch-russischen Verhandlungen über ein Marineabkommen aus dem Jahre 1914 (Berlin 1919) und v. Siebert, a. a. O., S. 806 ff.

Daß die Julikrisis 1914 aus diesem Boden erwachsen ist, zeigen auch die "Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch". Obwohl sie die weitere Vorgeschichte des Krieges nicht behandeln, da diese einer späteren Veröffentlichung*) vorbehalten blieb, so beginnen sie doch mit dem zweiten der berüchtigten Zeitungsartikel Suchomlinows (Nr. 1,2 und 3) und zeigen auch deutlich die Beunruhigung der deutschen Regierung über die englisch-russischen Verhandlungen (Nr. 3, 5, 6, 56).
Die vorstehende Skizze kann natürlich das Bild der damaligen Weltlage keineswegs erschöpfen. Die diesbezüglichen deutschen Akten liegen noch nicht vor, die Archive des Feindbundes werden wohl niemals geöffnet werden. Diese wenigen Beispiele genügen aber, um zu zeigen, daß Europa durchaus nicht das Bild eines friedlichen Idylls darstellte, ein Idyll, das erst durch einen plötzlichen Überfall Deutschlands auf die europäische Kulturwelt zerstört wurde.
Es kann uns nicht obliegen, die Erklärung für die mannigfachen militärischen Maßnahmen der Entente im Jahre 1914 zu geben und ihre Vorbereitungen auf einen nahen Krieg zu begründen. Dies bleibt Aufgabe unserer Gegner. Aber heute bereits kann man sagen, daß die Entente nicht in der Lage sein wird, ihre Haltung mit der Angst vor aggressiven Absichten Deutschlands zu begründen, denn Deutschland. hat keine analogen Maßnahmen getroffen. Die Schuldkommission der Pariser Friedenskonferenz hat in dieser Hinsicht keine andere Anschuldigung aufbringen können, als die, daß der deutsche Kaiser "schon viele Monate vor der im Juli 1914 zum Ausbruch gekommenen Krisis" aufgehört habe, "als Schutzherr des Friedens aufzutreten". Einen bemerkenswerten Gegensatz zu den Maßnahmen des Dreiverbandes bildet das Verhalten derjenigen Stellen, die für den militärischen Schutz Deutschlands verantwortlich waren. Deutscherseits haben keinerlei besondere Kriegsvorbereitungen stattgefunden. Obwohl es sehr schwer ist, den Beweis für ein Nichtvorhandensein anzutreten, ist es dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß gelungen, an vier Beispielen einwandfrei zu zeigen, daß noch im Juli 1914, ja selbst bis in die Tage der letzten Krise hinein unmittelbare Kriegsvorbereitungen nicht getroffen und sogar solche Maßnahmen unterlassen wurden, die bei der Annahme einer Gefährdung - also bei Kenntnis der oben angeführten Vorkehrungen des Gegners - unbedingt getroffen werden mußten. In dem Heft 2 der Beilagen zu den Verhandlungen des 1. Untersuchungsausschusses heißt es auf S. 8:
An der am 4. Juli vorgelegten Forderung des Referenten für Munitionswesen wurden durch Entscheid der Etatsabteilung mit Vortragsentscheid vom 27. Juli 3 1/2 Millionen Mark abgesetzt.

*) Die große Politik der europäischen Kabinette. 1871 - 1914. Sammlung der diplomatischen Akten des Auswärtigen Amts. Herausgegeben von Johannes Lepsius, Albrecht Mendelssohn Bartholdy, Friedrich Thimme (Berlin 1922).

Am 9. Juli wurde der Antrag der Intendantur des XV. Armeekorps (Straßburg) genehmigt, daß der Verproviantierungstermin für die Festung Straßburg vom 12. auf den 20., für die Festung Neubreisach vom 8. auf den 15. Mobilmachungstag hinausgeschoben werde, und erneuter Bericht über diese Frage zum 1. April 1915 befohlen.
Es wurde davon abgesehen, die in der Zeit vom 10. bis 27. Juli eingehenden alljährlichen Standesnachweise der im Mobilmachungsfalle verfügbaren Mannschaften beschleunigt einzufordern, zusammenzustellen und zu bearbeiten.
Anläßlich eines Schriftwechsels mit dem XXI. Armeekorps (Saarbrücken) über alljährliche Mobilmachungsvorarbeiten wurde am 21. Juli eine erneute Besprechung der Referenten des Kriegsministeriums für Ende August in Aussicht genommen.

Diese Tatsachen beweisen ein weitgehendes Vertrauen zu der Friedfertigkeit der Welt. Die angeführten Daten fallen bereits in die Zeit der Spannung, die der Mord von Sarajevo hervorrief. Der Dreiverband hat dagegen schon vor diesem Termine auffallende Kriegsvorbereitungen getroffen. 

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Der österreichisch-serbische Konflikt

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